Studium in Prag. Als Karel Reiner 1928 nach Prag kam, schrieb er sich als außenordentlicher Student für Orgel bei Kurt Utz an der Deutschen Akademie für Musik und Darstellende Kunst ein. Musiktheorie studierte er bei Fidelio Finke. Dieser Versuch war aber ein Fehlschlag. Er fehlte wegen des parallelen Jurastudiums so oft, dass er ausgeschlossen wurde. Ein zweiter Versuch, sich im Musikleben zu etablieren, war die Annahme einer Korrepetitorstelle beim Deutschen Männergesangsverein, der von Heinrich Swoboda geleitetet wurde. Doch auch diese Zusammenarbeit scheiterte. Um sein Tschechisch zu pflegen, besuchte er den jüdischen Leserverein in Prag, wo er sich Bücher in tschechischer Sprache auslieh.
Ab Herbst 1928 war er Privatschüler bei Erwin Schulhoff. Dieser vermittelte ihn an Alois Hába, einen Schüler Vítězslav Nováks und Franz Schrekers. Der wiederum war eine bedeutende Persönlichkeit des Prager Musiklebens. Als Vertreter der musikalischen Moderne und Komponist zahlreicher Werke im Viertel-, Fünftel-, Sechstel- sowie im diatonisch-chromatischen Tonsystem erregte er Aufsehen in der Fachpresse des In- und Auslandes. Hába empfahl Reiner, nach seinen privaten Studien auch ein offizielles Kompositionsstudium zu absolvieren.
Also ging der junge Komponist ans Prager Konservatorium und besuchte 1931 die Meisterklasse von Josef Suk. Die eigentlich zweijährige Ausbildung absolvierte er in einem Jahr – immer noch parallel zu seinem Jurastudium. Suk, Schüler und späterer Schwiegersohn Antonín Dvořaks, ging – anders als Hába – von einer natürlichen Musiksprache aus. Im Spannungsfeld der Musiktradition des 19. Jahrhunderts, der neoklassizistischen Tendenzen sowie der musikalischen Moderne entwickelte er eine eigene Klangsprache, deren Ausdrucksmittel harmonische Erweiterungen und polyphone Intensivierungen erfuhren.
Josef Suk, in dessen Meisterklasse sich eine große Anzahl außerordentlich begabter Komponisten befand, äußerte sich stets positiv über Karel Reiner und hob seine besonderen Begabungen hervor. So ging das Studium in Prag zu Ende
Alois Hába hatte den Kontakt, auch wenn es für ihn gefährlich war, während der Zeit des Protektorats nicht unterbrochen. Er hatte die Manuskripte von Reiners Werken aufbewahrt und ihn diese nach dessen Rückkehr aus Dachau übergeben.
Mikrotonale Musik arbeitet mit mikrotonalen Intervallen, d. h. Intervallen, die kleiner als ein Halbtonabstand sind. Entsprechende, zwischen den herkömmlichen Tonstufen liegende Töne, werden zwar in der klassischen Musik sowie in Jazz und Pop schon immer eingesetzt (in Glissandi, Portamenti etc.), trotzdem spricht man hier nicht von mikrotonaler Musik. Eine derartige Musik muss vielmehr mit einem mikrotonalen Tonsystem verbunden sein oder mikrotonale Zeichen enthalten, die nicht nur sporadisch eingesetzt werden. Es müssen nicht zwangsläufig mehr als zwölf Töne pro Oktave vorhanden sein.
Der Begriff wird auch auf Musiksysteme angewendet, deren Stimmung nicht auf den westlichen Halbtönen basiert. Hierzu zählen die indonesische Gamelan-Musik, die klassische indische sowie die klassische arabische und persische Musik. Aber auch in der europäischen Volksmusik finden sich mikrotonale Elemente, etwa in der Mährischen Slowakei. Der Ursprung der europäischen Mikrotonalität liegt im antiken Griechenland.